Es herrschen unsichere Zeiten für Unternehmen auf der ganzen Welt. Folgen des Ukraine-Krieges, besonders der Preisanstieg für Energie, sind zunehmend auch für klein- und mittelständische Unternehmen in Deutschland spürbar. Auch die andauernde Corona-Pandemie und die damit verbundene Belastung der Lieferketten trägt zu der angespannten wirtschaftlichen Lage bei.
KMUs müssen sich in den letzten Jahren Herausforderung in rasanter Frequenz stellen und können häufig nur noch reagieren, statt proaktiv zu handeln. Die Zukunft ist wenig planbar und Strategien zu entwickeln erschwert sich zunehmens – wird es eine „Rückkehr zur Normalität“ geben oder stehen wir am Beginn einer neuen Weltordnung?
Zu dieser Lounge durften wir Prof. Dr. Henrik Müller begrüßen. Er ist seit Oktober 2013 Professor für wirtschaftspolitischen Journalismus an der TU Dortmund. Vorher war er Vizechefredakteur des manager magazins, bei dem heute noch seine Kolumne „Magisches Viereck“ erscheint. Für den „Spiegel“ schreibt er eine wöchentliche Kolumne („Müllers Memo“) zu aktuellen wirtschaftspolitischen Themen. Für seine zahlreichen Publikationen gewann Prof. Müller diverse Preise. In seiner neuesten Veröffentlichung „Kurzschlusspolitik“ (erschienen 2020 im Piper Verlag), befasst er sich mit Ursachen und Folgen zunehmender Polarisierung und Radikalisierung in westlichen Demokratien, welche vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen wären. Anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse bietet er auch Lösungen an, um die „Empörungsspirale“ zu durchbrechen.
Im Rahmen seiner Forschung untersucht Prof. Dr. Henrik Müller, gemeinsam mit der interdisziplinären Forschergruppe DoCMA (Dortmund Center for data-based Media Analysis), große Mengen von Zeitungsartikeln mithilfe von Algorithmen, um frühzeitig Trends zu identifizieren, deren Entwicklung zu beobachten und unterschiedliche Darstellungen zwischen Medien und Ländern zu vergleichen.
Ein Ergebnis dieser Untersuchung ist ein steigender Trend des Unsicherheitsindikators, der auf eine immer unsichere geopolitische Lage hindeutet. Die Kurvenverläufe verschiedener Sub-Indikatoren über die Zeit decken sich größtenteils und zeigen besonders in der jüngsten Vergangenheit größere Ausschläge in höherer Frequenz als je zuvor. Leider ist ein Abreißen dieser „Krisenkette“ auch nicht absehbar. Besonders Faktoren wie die Demografie (Bevölkerungswachstum in einzelnen Ländern), der Schuldenstand, Inflation & Zinsen und Energiepreise (Spitzen sind hier überschritten) beeinflussen die internationale Stabilität. Die heutigen Hegemonialmächte stehen vor fundamentalen Herausforderungen, Schwellen- und Entwicklungsländer vor Chancen.
Die tatsächliche Entwicklung dieser großen Themen und deren Konsequenzen kann niemand genau vorhersagen, jedoch können verschiedenste Szenarien entwickelt werden, welche in einem Szenariotrichter dargestellt werden können. Prof. Dr. Henrik Müller skizziert den Teilnehmern unserer Lounge drei mögliche Entwicklungen der globalen Zukunft, welche er „The Bad“, „The Ugly“ und „The Good“ nennt. Welches dieser Szenarien eintrifft, wird die Zeit zeigen – für Unternehmen gilt jedoch, dass sie sich mit Zukunftsperspektiven auseinandersetzen und Strategien entwickeln müssen, mit denen sie für unsichere Zeiten gewappnet sind. Wie schon Frank Knight schrieb, sind Unternehmer genau die Personen, welche gerade in unsicheren Zeiten Entscheidungen treffen und handeln. Und genau diese Menschen werden in der Zukunft gebraucht.
Im Namen aller Teilnehmer bedanken wir uns bei Herrn Prof. Dr. Henrik Müller für diesen spannenden Vortrag und die Beantwortung der zahlreichen Fragen in der anschließenden Diskussionsrunde und hoffen unsere Gäste auch in der nächsten CEFU-Lounge wieder begrüßen zu dürfen.