Noch nie war Wandlungsfähigkeit für das Überleben von Unternehmen so wichtig wie heute. Digitalisierung, Globalisierung und demografische Entwicklung führen dazu, dass die Geschäftsmodelle vieler Branchen sich radikal verändern. Hinzu kommt der Druck von Investoren. Doch wie viel Veränderung können Mitarbeiter überhaupt aushalten? Und was passiert, wenn die Grenze überschritten ist? Das sind zwei Fragen, die angesichts des steigenden Change Tempos in den Firmen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Ständiger Anpassungsdruck und das Credo „flexibel sei der Mensch, biegsam und gut“, führen vielfach zu Orientierungslosigkeit, Unsicherheit, Demotivation und Stressbelastungen der Beschäftigten.
Zu unserer fünften virtuellen Lounge durften wir Axel Koch begrüßen. Er ist promovierter Dipl.-Psychologe, Dekan der Fakultät Wirtschaftspsychologie und Professor für Training & Coaching an der Hochschule für angewandtes Management in Ismaning (bei München). Er arbeitet seit über 25 Jahren als Trainer, Berater und Coach. 2008 hat er unter dem Pseudonym Richard Gris den Wirtschaftsbestseller „Die Weiterbildungslüge“ (Campus-Verlag) geschrieben. Die Zeitschrift „OrganisationsEntwicklung“ zählt ihn deshalb zu den „wichtigsten Vordenkern zu den wesentlichen Fragen zur Zukunft von HR“ (Dossier 2/12). Mit seinem zweiten Werk „Change mich am Arsch“ (Econ-Verlag, 2018) landete er einen weiteren Wirtschaftsbestseller und thematisiert hier das Leiden am zunehmenden Veränderungstempo in den Firmen. In seiner Forschung befasst sich Koch mit dem Thema nachhaltige Personalentwicklung und persönliche Veränderungsprozesse. Die von ihm entwickelte Transferstärke-Methode wurde vom Deutschen Weiterbildungspreis 2011 ausgezeichnet. Dazu gibt es auch das gleichnamige Buch „Die Transferstärke-Methode“ (Beltz, 2018).
Anhand von anschaulichen Beispielen wie „der Raupe“ und „Dunja“ sensibilisierte Axel Koch die Teilnehmer anfangs für die Gefahren von übermäßigem Change und zeigte auf, welche Warnsignale häufig ignoriert werden. Im weiteren Verlauf wurde tiefer auf sog. „Anpassungskrankheiten“ und auf Gründe, warum es immer häufiger zu diesen kommt, eingegangen – Stichworte „Gefangen im Job“ und „Beschleunigungsfalle“.
Als Psychologe konnte Axel Koch im nächsten Teil seines Vortrags auf Effekte wie dem „False-Hope-Syndrom“ und der Demokratisierung von Führung, eingehen, welche sowohl bei Mitarbeitern als auch bei Führungskräften zu Problemen bei der Umsetzung von Veränderungen innerhalb der Organisation führen können. Gleichzeitig gab er aber auch nützliche Hinweise um diesen Effekten entgegenzuwirken, wie z.B. der Einführung eines „Rückfallmanagements“.
Im letzten Teil wurden die Teilnehmer an das „Modell der Veränderungsbalance“ herangeführt, welches zeigen kann, welche Art von Change in welchem Maße verträglich ist und es wurden Studien zum Lernverhalten von Menschen und das „Bermudadreieck der Wirkungslosigkeit“ diskutiert.
In seinem Vortrag gab Axel Koch seinen Zuhörern Denkanstöße, was zu tun ist, damit Mitarbeiter und letztlich auch Firmen nicht am Dauer-Change kaputtgehen, sondern nachhaltig wirksame Veränderung stattfindet und gerade die veränderungsfreudigen Mitarbeiter nicht change-müde werden und ausbrennen.
Im Anschluss konnte er noch Fragen der Teilnehmer, zu diesem komplexen aber sehr aktuellen Thema, mit dem fast jeder im beruflichen Umfeld zu tun hatte, beantworten.
Wir danken unserem Referenten Axel Koch und freuen uns auf die nächste digitale CEFU Lounge!