Rückblick: Digitale Lounge „Überschwemmungen, Hitzewellen und Stürme – Wie können sich Unternehmen an die Folgen des Klimawandels anpassen?“ am 14. Oktober 2021

Nachrichten über weltweite Naturkatastrophen sind derzeit fast an der Tagesordnung und am Beispiel des Hochwassers in NRW im vergangenen Juli zeigt sich, dass wir auch in Deutschland technisch und politisch nicht ausreichend auf solch verheerende Situationen vorbereitet sind. Viele Menschen haben ihren Besitz oder sogar ihr Leben verloren und auch Unternehmen sind stark betroffen, mussten schwere Schäden an Gebäuden und Anlagen erleiden und ihre Produktion teilweise völlig stilllegen. Auch Ereignisse wie der Orkan Kyrill in 2014, welcher große Verwüstung mit sich brachte oder die wiederholten Hitzewellen der letzten Jahre, welchen das Arbeiten enorm erschwerten, dürften Unternehmern und Angestellten im Gedächtnis geblieben sein.

Die Folgen des Klimawandels sind bereits heute zu spüren und werden sich in den nächsten Jahren noch verstärken. Dennoch sind sich viele Unternehmen der Gefahren des Klimawandels nicht ausreichend bewusst.

Zu unserer sechsten virtuellen Lounge durften wir Simon König begrüßen. Er ist Doktorand am Lehrstuhl für Marketing der TU Dortmund und arbeitet am Projekt „KlimaSicher“, welches sich zum Ziel setzt, Unternehmen für die Risiken des Klimawandels zu sensibilisieren und bei der Umsetzung geeigneter Anpassungsmaßnahmen zu unterstützen (finanziert durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und einer Kofinanzierung des Landes Nordrhein-Westfalen). Es gilt Sachschäden zu minimieren, Betriebsausfälle zu vermeiden und auf Arbeitskräfteausfall und unterbrochene Lieferketten vorbereitet zu sein und somit die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft langfristig zu sichern. Jeder Standort ist durch die verschiedenen Varianten von Naturkatastrophen in unterschiedlichem Maße bedroht und bedarf einer individuellen Beurteilung. Welche Aspekte gibt es zu beachten und wie können sich Unternehmen bestmöglich vorbereiten?

Im ersten Teil seines Vortrages ging Simon König auf die verschiedenen Folgen von Klimawandel ein, welche im Rahmen des Projektes betrachtet werden, beginnend mit Hitze am Beispiel der Entwicklung der Anzahl heißer Tage pro Jahr im Kreis Siegen-Wittgenstein von 1971 bis heute, sowie eine Prognose bis 2050. Außerdem ging er genauer auf mögliche Auswirkungen von Hitze auf Unternehmen ein.

Am Beispiel des Gewerbestandortes Kreuztal welcher sich, wie der Name bereits verrät, in Tallage befindet, zeigte Herr König anschaulich die Gefahren auf, die von einem unscheinbaren Fluss ausgehen können, welcher durch die topographische Beschaffenheit des Geländes Hochwasserereignisse mit verheerenden Folgen hervorrufen kann. Falls ein „normales“ Übertreten der Ufer dieses Flusses dann noch mit einem Starkregen in dieser Region zusammenfällt, entsteht eine Überschwemmungsgefahr auf die die meisten Unternehmen dort nicht adäquat vorbereitet und deren drastische Folgen den meisten Geschäftsführern nicht klar genug sind. Ziel von KlimaSicher ist es in solchen Gebieten das nötige Bewusstsein zu schaffen.

Das Thema „Stürme“ im Zusammenhang mit Klimawandel wird noch wissenschaftlich diskutiert, ist aber trotzdem eine Bedrohung, mit der sich Unternehmen im Zuge von Klimaanpassungsmaßnahmen befassen sollten.

Im zweiten Teil ging Simon König auf die Treiber und Barrieren in der Klimaanpassung ein. Durch zahlreiche Interviews mit verantwortlichen Personen aus unterschiedlichen Unternehmen kristallisierten sich einige Hemmnisse auf Unternehmensseite, wie etwa „Sicherheitsgefühl“, „Geringe Gefahreneinschätzung“, „Geringes Erfahrungswissen“, „Mangelnder Informationsstand“, „Verdrängung der Gefahr“ oder „Unterschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit“ heraus, welche zum aktuellen Zeitpunkt im Vergleich zu den Treibern deutlich überwiegen. Als Treiber von Klimaanpassungsmaßnahmen konnten unter anderem folgende Motive identifiziert werden: „Negative Erfahrungen“, „Erwartete negative Auswirkungen“, „Generelles Risikobewusstsein“, „Hohe Eintrittswahrscheinlichkeit“ oder „Empfehlungen von außen“.

Im dritten Teil gab Simon König den Teilnehmern zahlreiche praxisrelevante Tipps an die Hand, mit denen sie den Weg zum klimasicheren Unternehmen beschreiten können:

Im ersten Schritt sollte eine Bestandsanalyse mit den Fragen „Welche klimatischen Gefahren gibt es an meinem Standort?“ und „Welche Anfälligkeiten gibt es an meinem Standort?“ durchgeführt werden, worauf im zweiten Schritt die Maßnahmenplanung und -umsetzung mit Fokus auf Prävention und Schadensminderung folgt.

Unternehmen können ihre Betroffenheit z.B. mit dem Klimacheck-Tool des BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) selbstständig prüfen, welches primär für produzierendes Gewerbe gedacht, jedoch für andere Formen von Unternehmen ebenfalls anwendbar ist.

Dieser Leitfaden des BMWi dient als Hilfestellung und ist in 4 Phasen unterteilt:

  1. Typisierung des eigenen Unternehmens
  2. Risikoidentifikation
  3. Risikobewertung
  4. Risikosteuerung

Herr König zeigte Ausschnitte des umfassenden Leitfadens von sowohl Anfälligkeiten bei Wetterextremen wie Hitze, Dürre, Überflutung, Sturm und Allgemeinen Faktoren – sowie jeweils möglichen Anpassungsmaßnahmen gegen diese Gefahren.

Als praktisches Beispiel einer Anpassungsmaßnahme wurde das Thema „Dachbegrünung“ diskutiert und dessen Vorteile herausgestellt.

Im letzten Abschnitt des Vortrags nannte Simon König weitere Vorteile der Klimaanpassung wie z.B.: Lieferfähigkeit (Liefertreue), Versicherung, Neue Geschäftsmöglichkeiten, Employerbranding und die entstehende Vorbildfunktion – Alles Faktoren, welche im Zusammenhang mit Klimaanpassung nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind.

Wir danken Herrn König für diesen spannenden und kurzweiligen Vortrag, welcher den Teilnehmern die Augen für dieses hoch-relevante Thema öffnete und viele neue Anstöße für Maßnahmen im eigenen Unternehmen geben konnte.

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