Rückblick: CEFU LOUNGE „UNGEWISSHEIT UND UNTERNEHMENSPLANUNG“

Unternehmen müssen sich in der heutigen Zeit dem Problem von zunehmender Unsicherheit stellen, sei es durch eine Verschlechterung der Vorhersage- und Prognosequalität oder durch verstärkte Schwankungen der Nachfrage auf Absatzmärkten. „Volatilität“ lautet der zentrale Begriff, der diese Unsicherheit zum Ausdruck bringt.

Prof. Dr. Andreas Hoffjan, Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmensrechnung und Controlling der TU Dortmund, referierte im Rahmen der ersten CEFU-Lounge am 26.02.2014 über den Einfluss von Volatilität auf die Planung und häufig genutzte Maßnahmen zum besseren Umgang mit Schwankungen sowie über bekannte Frühwarnsysteme und ihre Vorteile.

Aufgabe des Controllings sei es, die Volatilität in ein „Budgetkorsett zuschnüren“, so Prof. Dr. Andreas Hoffjan. Als Instrumente für den Umgang mit Unsicherheiten nannte er neben Preisprognosen, Auftragsbestandsanalysen und der Monte-Carlo-Imitation insbesondere die Szenariotechnik, welche durch das explizite Durchspielen möglicher Zukunftsszenarien besser auf jene vorbereite, um so mögliche Krisen bewältigen zu können.

Zudem stellte Prof. Dr. Hoffjan die zentrale Bedeutung von Frühwarnsystemen heraus. „Man muss sicher gehen können, dass mögliche Signale rechtzeitig aufgefangen werden, um ein Gegensteuern zu ermöglichen und die Prognosegüte verbessern zu können“, so Prof. Dr. Hoffjan. Als idealer Zeithorizont der Frühwarnung empfiehlt er einen Zeitraum von max. 12 Monaten, dafür sollten bestehende Prämissen regelmäßig neu überprüft werden. Die unterschiedliche Auffassung von Frühwarnsystemen in Unternehmen wurde im Vortrag durch die Bezugnahme zu verschiedenen Partnerunternehmen, wie Vossloh, Gildemeister und Dr. Oetker, deutlich.

Als entscheidende Faktoren für den Erfolg im Umgang mit Volatilität nannte Prof. Dr. Hoffjan des Weiteren eine offene Kommunikationskultur und das Hinterfragen des Status Quo. Informelle Netzwerke innerhalb des Unternehmens seien notwendig, um die quantitativen Daten des Controllings durch zusätzliche Informationen zu bereichern und durch eine Vielzahl von Einzelgrößen Verdachtsmomente aus dem Markt zu filtern.

Den praktischen Gegenpart bildete anschließend Stefan Tönnissen, Beteiligungscontroller bei Schmitz Cargobull AG, dem europaweit führenden Hersteller von Sattelaufliegern, Aufbauten und Anhängern, welcher in seinem Vortrag speziell auf das Gemeinkostenmanagement, Ursachen- Wirkungsbeziehungen von Gemeinkosten sowie die Identifikation von Gemeinkostentreibern einging.„Wie an vielen anderen Unternehmen ist auch an Schmitz Cargobull AG ist die Wirtschaftskrise keineswegs spurlos vorbeigezogen“ so Tönnissen. Zwischen 2008 und 2010 sank der Umsatz massiv ab, Stellen mussten abgebaut werden. Seither sei das Unternehmen, dessen Situation sich zwar in den letzten drei Jahren wieder verbesserte, von starken Umsatzschwankungen, auch innerhalb der Jahre, geprägt. So schwanke das Gesamtvolumen zwischen +150% und -90% binnen 24 Monaten.

Auch Tönnissen betonte den Aspekt der Kommunikation und des gemeinsamen Verständnisses im Umgang mit Unsicherheit. Durch Probleme wie Kostenremanenz und eine nicht mehr handhabbare Komplexität seien diese Aspekte unabdingbar. So konzentriere sich das Unternehmen Schmitz Cargobull nun ausschließlich auf relevante Kostenstellen und -arten, welche mithilfe des Relevanzprinzips und Durchführung von ABC-Analysen aus den komplexen Datenbanken herausgefiltert werden. Ziele des Gemeinkostenmanagements stellen unter anderem die Steigerung der Gemeinkostenflexibilität, aber auch das Erkennen von Ursache-Wirkungsbeziehungen dar.

Um Marktschwankungen mitgehen zu können und einen synchronen Informationsfluss zwischen Vertrieb, Produktions- und Liefernetzwerk zu ermöglichen, habe das Unternehmen Schmitz Cargobull AG eine monatliche unternehmensübergreifende Planungsrunde eingerichtet. Durch diese rollierende Planung wird das Thema der Volatilität jeden Monat betrachtet – eine sehr zeitintensive aber, laut Stefan Tönnissen, notwendige Zusammenführung verschiedener Unternehmensbereiche..

Auch diese CEFU Lounge zeichnete sich durch großes Interesse und eine rege Diskussion aus. Viele Teilnehmer berichten von ähnlichen Volatilitätsphänomenen und zeigten sich sehr beeindruckt von der „atmenden Organisation“. Zum Ausklang der Lounge fand anschließend, wie gewohnt, ein Austausch bei einem kleinen Empfang statt.

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